Zum Nachweis von Defiziten werden einfache neurologische Tests empfohlen, die sowohl die Funktionsfähigkeit der großen Nervenfasern als auch der kleinen Nervenfasern erfassen können. Auch diese Untersuchungen sollten immer bilateral und im Seitenvergleich durchgeführt werden. Zur Erfassung und Quantifizierung der neuropathischen Defizite empfiehlt sich die Verwendung des Neuropathie-Defizit-Scores (NDS).
Prüfung der Funktion der großen Nervenfasern:
Prüfung der Funktion der kleinen Nervenfasern:
Zur quantitativen Befunderhebung und Verlaufsbeobachtung können mit dem Neuropathie-Symptom-Score (NSS), dem Neuropathie-Defizit-Score (NDS) und mit Hilfe einer Schmerzskala (visuelle Analogskala (VAS) oder numerische 11-Punkte Ratingskala (NRS)) die neuropathischen Symptome und Defizite erfasst und bewertet werden.
Einen klinischen Untersuchungsbogen mit NSS, NDS, einer Schmerzskala (NRS), praktischen Tipps und den jeweiligen Grenzwerten können Sie hier herunterladen. Mit Hilfe des Bogens können Sie alle Befunde erfassen und bewerten.
Nach der Diagnose-Stellung sollte frühzeitig eine Therapie eingeleitet werden, um das Voranschreiten der Erkrankung und Folgekomplikationen zu vermeiden.
Ziel der Therapie ist es, die Progression der Nervenschädigung aufzuhalten, Symptome der Patienten zu lindern und Folgekomplikationen wie das Diabetische Fußsyndrom zu vermeiden.
Eine weiterführende komplexere Diagnostik wird empfohlen, wenn die Verdachtsdiagnose durch die bereits durchgeführten neurologischen Untersuchungen nicht gesichert werden kann1. Die weiteren Untersuchungen sollten von einem Spezialisten durchgeführt werden und beinhalten:
Nicht jede Neuropathie beim Diabetiker ist eine diabetische Neuropathie. Oft ist eine gemischte Pathogenese wahrscheinlich. Deshalb ist es wichtig, weitere Faktoren, die eine Neuropathie auslösen oder verstärken können, zu berücksichtigen. Dazu zählen:
In die differentialdiagnostische Betrachtung sollte zusätzlich mit einfließen, ob zum Beispiel eine Niereninsuffizienz, eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), eine Hypothyreose, eine Paraproteinämie, berufstoxische Ursachen oder Nebenwirkungen von Arzneimitteln vorliegen. Auch eine zusätzliche Beteiligung des autonomen Nervensystems sollte geprüft werden.
Die nationale Versorgungsleitlinie „Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter“ empfiehlt für die differentialdiagnostische Abklärung die Bestimmung folgender Laborparameter: Blutbild, Kreatinin, BSG, TSH, Vitamin B12, Folsäure, Alanin-Aminotransferase (ALAT), Gamma-GT und Immunelektrophorese (Paraproteinämie) 1.
Zur Verlaufskontrolle kann die Dokumentation mittels Neuropathie-Scores hilfreich sein.
Literatur:
- Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale Versorgungsleitlinie Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter – Langfassung, 1. Auflage. Version 5. 2011.
- Thornalley PJ, Babaei-Jadidi R, Al Ali H, Rabbani N, Antonysunil A, Larkin J, Ahmed A, Rayman G, Bodmer CW. High prevalence of low plasma thiamine concentration in diabetes linked to a marker of vascular disease. Diabetologia. 2007;50(10):2164-70.
- Niafar M, Hai F, Porhomayon J, Nader ND. The role of metformin on vitamin B12 deficiency: a meta-analysis review. Intern Emerg Med. 2015 Feb;10(1):93-102.
- Damião CP, Rodrigues AO, Pinheiro MF, Cruz RA Filho, Cardoso GP, Taboada GF, Lima GA. Prevalence of vitamin B12 deficiency in type 2 diabetic patients using metformin: a cross-sectional study. Sao Paulo Med J. 2016;134(6):473-479.
- Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale Versorgungleitlinie Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter – Langfassung, 1. Auflage. Version 5. 2011.